Pflaumen und Zwetschgen werden oft als Synonyme verwendet. In Österreich bezeichnet man das Steinobst pauschal als Zwetschgen. In Norddeutschland eher als Pflaumen. Aber bezeichnen Zwetschgen und Pflaumen wirklich das Gleiche? Wo kommen sie her? Und warum sind sie gut für uns? Im Folgenden haben wir Wissenswertes über das leckere Steinobst zusammengetragen.
Pflaumen und Zwetschken – wo liegt der Unterschied?
Handelt es sich bei Pflaumen und Zwetschgen wirklich um die gleiche Frucht?
Nein. Botanisch gesehen ist die Zwetschge (auch Zwetschke oder Zwetsche genannt) eine Unterfamilie der Pflaume. Also jede Zwetschge ist eine Pflaume, aber nicht jede Pflaume eine Zwetschge. Allerdings weist die Zwetschge einige Besonderheiten auf, die sie von anderen Arten der großen Pflaumenfamilie unterscheidet.
Wie kannst du Pflaumen und Zwetschgen auseinander halten?
Rein äußerlich lassen sich die Pflaumenarten leicht von der Zwetschge unterscheiden. Pflaumen sind größer als Zwetschgen, ihre Form eher rund. Die Form der Zwetschge ist dagegen länglich. Pflaumen schmecken süß und sind saftig, während Zwetschgen nur mäßig saftig sind und süß-säuerlich schmecken. Das Fruchtfleisch der Pflaume ist weicher als das der Zwetschge. Wassergehalt und Konsistenz des Fruchtfleischs haben Auswirkungen auf die unterschiedliche Verwendung von Pflaumen und Zwetschgen in der Küche, worauf wir später noch zu sprechen kommen. Pflaumen mögen es bunt und kommen in den verschiedensten Farben vor: Blau, blauschwarz, schwarz, violett, rot, purpurrot, gelb oder gelbgrün. Die Zwetschge trägt dagegen nur blau oder blauschwarz. Last not least löst sich der Kern der Zwetschge leicht aus dem Fruchtfleisch, der Kern der Pflaume meistens nicht. Eine Ausnahme ist die Mirabelle. Das Fruchtfleisch dieser meist gelben Pflaume löst sich genauso leicht vom Kern wie das der Zwetschge.
Was solltest du bei Kauf und Lagerung von Pflaumen und Zwetschgen beachten?
Beide Früchte sind so nah miteinander verwandt, dass die folgenden Hinweise für beide gelten.
Je nach Sorte reifen Pflaumen bei uns von Juli bis Oktober. Die Früchte sollten gleichmäßig gefärbt sein und keine einzelnen weichen Stellen aufweisen. Reife Pflaumen und Zwetschgen verströmen einen angenehmen Duft. Mit einem einfachen Drücktest kann man leicht den Reifegrad der Frucht erkennen. Sie sind fest, aber geben auf Fingerdruck ganz leicht nach. Der Belag ist übrigens KEIN Pestizid, wie immer wieder geglaubt wird. Der sogenannte Duftfilm ist eine natürliche Schutzschicht aus Fruchtwachs, welche die Pflaume vor dem Austrocknen schützt.
Vor der Lagerung sollten weder Pflaumen noch Zwetschgen gewaschen werden! Das würde den Duftfilm zerstören und zu vorzeitigem Verderben der Früchte führen.
Ansonsten ist die beste Lagerung abhängig vom Reifegrad der Frucht: Müssen sie noch nachreifen, bewahrt man Pflaumen und Zwetschgen am Besten bei Zimmertemperatur in der Obstschale auf, da sie im Kühlschrank nicht nachreifen. (Tipp: Pflaumen verströmen beim Reifen Ethylen. Sollen die Früchte schneller reifen, kannst du sie in einen Papierbeutel legen. Das Ethylen sammelt sich in der Tüte und beschleunigt die Reifung. Reife Früchte solltest Du aus der Tüte nehmen, denn nach der Reifung beschleunigt Ethylen auch den Verderb. Übrigens nicht nur der Pflaumen sondern auch anderen Obstes und Gemüses.
Sind die Früchte allerdings reif, halten sie gekühlt am Längsten. Du solltest sie dabei in einem eigenen Behälter lagern, weil es vorkommen kann, dass sie den Geruch anderer Lebensmittel annehmen.
Herkunft von Pflaumen und Zwetschgen
Ursprünglich stammt die Pflaume aus Vorderasien. Alexander der Große soll sie um 330 v Chr. von seinen Kriegszügen mitgebracht haben, die Römer sorgten für ihre Verbreitung über die Alpen hinaus und auch Karl dem Großen wird nachgesagt zur Verbreitung der Pflaume in Europa beigetragen zu haben. Da sich alle Pflaumensorten untereinander kreuzen lassen, und das auch immer wieder gemacht wurde (und wird), gibt es heute über 2000 verschiedene Sorten.
Warum haben Pflaumen und Zwetschgen den Ruf überaus gesund zu sein?
Der Ruf ist durchaus gerechtfertigt. Schon der griechische Arzt Pedanios Dioskurides, der als berühmtester Pharmakologe des Altertums gilt, beschrieb im 1. Jahrhundert nach Christus in seinem Werk Materia Medica die verdauungsfördernde Wirkung der Pflaume. Heute wissen wir, dass dies mit dem hohen Anteil von Ballaststoffen zusammenhängt, vor allem Pektine und Zellulose. Die Quellfähigkeit dieser Ballaststoffe regt die Bewegung des Darms an und unterstützt so die Verdauung auf sanfte und natürliche Art und Weise. Aber die Pflaume kann viel mehr:
- Pflaumen regen den Kohlehydratstoffwechsel an und hemmen die Umwandlung von Kohlehydraten zu Fetten.
- Die Pektine helfen bei der Entgiftung von Schwermetallen.
- Pflaumen enthalten viele Vitalstoffe: Spurenelemente wie Zink und Kupfer helfen gegen nervöse Unruhe und Gereiztheit.
- Kalium hilft beim Entwässern.
- Beta Carotin wird vom Körper in Pro Vitamin A umgewandelt und stärkt die Sehkraft. Es kann das Krebsrisiko senken und Herzerkrankungen vorbeugen. Es sorgt für eine geschmeidige Haut und kommt deinen Haaren zugute.
- Vitamin E wehrt Freie Radikale ab.
- Vitamin K steuert die Blutgerinnung.
- Vitamin C stärkt das Immunsystem.
- Polyphenole wirken Entzündungen entgegen und stehen im Ruf Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Pflaumen verfügen also über eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen, die auch aus gesundheitlicher Sicht für den Genuss dieser leckeren Frucht sprechen. Allerdings sollte man nicht übertreiben: 150 g am Tag gelten als genug. Wer mehr isst, riskiert Durchfall und Blähungen.
Pflaumen und Zwetschgen in der Küche
Die saftige Süße prädestiniert die Pflaume für Kompott, Mus und Marmeladen. Weil die Pflaume soviel Fruchtzucker enthält kann man oft sogar auf die Zugabe von Industriezucker verzichten. Tipp: Sollte dir die Pflaume allein nicht süß genug sein, kannst du statt Industriezucker auch Datteln verwenden. Köstlich!
Die Zwetschge läuft dagegen beim Backen zur Höchstform auf. Das festere Fruchtfleisch der Zwetschge behält auch beim Erhitzen seine Form und macht es zum perfekten Belag von Zwetschgenkuchen.
Woher kommt die Frotzelei „Du Pflaume!“?
Jeder kennt diese meist harmlose Diffamierung unter Freunden. Aber wieso muss die Pflaume dafür herhalten? Manch einer glaubt, dass das schwierige Lösen des Kerns aus dem Fruchtfleisch Pate gestanden hat. Im Sinne von: „Du machst es uns schwer, du bist wie eine Pflaume!“
Der Ursprung der Frotzelei wird häufig auch vom Bild der überreifen, weichen und mitunter matschigen Frucht abgeleitet. Es könnte als Metapher für einen unfähigen, schwachen Menschen, der mal wieder Mist gebaut hat eingeführt worden sein. Ist es nicht praktisch, wenn man seine Frotzeleien mit Faktenwissen untermauern kann?
Lasst euch die Pflaumen und Zwetschgen schmecken!