Bio boomt. Schon seit Jahren. Besonders in Österreich, wo schon auf über 20 % aller Anbauflächen Bioprodukte angebaut werden. Aber was ist Bio genau? Wie ist es entstanden und ist es wirklich gesünder?
Hintergründe zum Thema Bio
1991 wurde die EU-Öko-Verordnung erlassen. Sie legt Standards für Produktion, Kontrolle, den Import und die Kennzeichnung von Bioprodukten fest und stellt die Begriffe Bio(logisch) und Öko(logisch) unter gesetzlichen Schutz. Etikettenbetrug kann seitdem mit empfindlichen Geldbußen oder sogar Freiheitsentzug bestraft werden. Aber Vorsicht: Das gilt nur für Bio und Öko. „Natürlich“, „kontrollierter Anbau“ , „Nachhaltig“ u.s.w. sind nicht geschützt. Theoretisch könnte jeder solche Begriffe auf sein Produkt schreiben. Du solltest also bei deinen Einkäufen auf das gesetzliche Bio-Siegel achten.
Seit ihrem Inkrafttreten wird die EU-Öko-Verordnung übrigens ständig an veränderte Erfordernisse angepasst, wie sie durch neuere Forschungsergebnisse entstehen können.
Was ist Bio?
Um das Bio-Siegel zu erhalten, dürfen Biobauern keine Pestizide verwenden. Zum Schutz gegen Schädlinge verwenden Biobauern natürliche Pflanzenschutzmittel wie beispielsweise Schwefel. Ferner setzen sie beim Kampf gegen Schädlinge auf vorbeugende Maßnahmen, die ganz ohne Substanzen auskommen. Vor allem auf die Fruchtfolge. D.h. Nutzpflanzen auf den Feldern wechseln. Keine wird zweimal hintereinander angebaut. Durch die Fruchtfolge können sich Krankheiten und spezialisierte Schädlinge nicht so stark ausbreiten wie in Monokulturen.
Wer Bio kauft, kann sicher sein, keine gentechnisch veränderte Nahrung zu sich zu nehmen. Synthetische Farbstoffe, künstliche Vitamine und Geschmacksverstärker sind ebenfalls tabu. Das gilt auch für Konservierungsmittel oder die Bestrahlung von Lebensmitteln. Somit ist Bio aktiver Verbraucherschutz.
Ist Bio gesünder?
Die Frage lässt sich mit dem oben genannten Verbraucherschutz klar bejahen. Ob Bioprodukte allerdings gesündere Nährstoffe haben, ist umstritten. Manche Studien konnten keine Unterschiede zwischen Bio und konventionellen Produkten nachweisen. Ein Elstar Apfel sei ein Elstar Apfel, egal wie er angebaut wurde. Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Biogemüse und Obst mehr Vitamine, Mineral- und sekundäre Pflanzenstoffe enthalte. Gleichzeitig weniger Wasser, was zu einer Konzentration der gesunden Nährstoffe führe und intensiver schmecke. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Trotzdem empfinden viele Verbraucher Bio als schmackhafter. Ist das ein Indiz dafür, dass ein Bio-Apfel eben doch anders ist als ein konventioneller?
Wie ist Bio entstanden?
Wer glaubt, Bio sei eine Erfindung unserer Tage, der irrt. Die Geburtsstunde des biologisch-dynamischen Anbaus schlug 1924. Eine Gruppe von Landwirten hatte einen österreichischen Esoteriker und Vortragsredner eingeladen, seine Ansichten zu einer gesunden Landwirtschaft in einer Vortragsreihe darzulegen. Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie und der Waldorfschulen, entwickelte daraufhin sein Konzept einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft. 1927 wurde es in die Tat umgesetzt, als anthroposophische Bauern die Erzeugergemeinschaft Demeter gründeten, die bis heute zu den wichtigsten Bio-Erzeugergemeinschaften gehört, und wesentlich strengere Anforderungen an ihre Mitglieder und deren Produkte stellt, als das gesetzliche Bio-Siegel.
Seinen Siegeszug begann Bio aber erst in den 1970ger Jahren mit der Hippiebewegung, als viele junge Menschen sich von den Gewohnheiten und Normen ihrer Eltern befreiten und ganz andere Fragen an das Leben stellten, als: Wie kann ich soviel Geld wie möglich verdienen? Von konventionellen Bauern belächelt, zogen Scharen junger Menschen auf das Land und suchten nach anderen Lebensformen aber auch nach ganzheitlichen Landwirtschaftsmethoden. Erste Bioläden entstanden. Umweltschutz wurde ein Thema, dem immer mehr politische Relevanz zukam. Die Grünen wurden eine politische Kraft, die in die Parlamente einzog. Nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl setzte 1986 der erste große Bio-Boom ein.
1991 wurde das Bio-Siegel gesetzlich geschützt. Inzwischen ist Bio ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Die Zuwachsraten bei Bio sind seit Jahren deutlich höher als bei konventionellen Landwirtschaftsprodukten. Heute bietet jeder Supermarkt auch Bioprodukte an. Wir Verbraucher sind bereit auch höhere Preise für Bioprodukte zu zahlen. Dadurch ist Bio ein profitables Geschäft geworden. So erfreulich das für die Umwelt und uns Verbraucher ist, zieht dieses Geschäft auch Geschäftemacher an, welche die hinter Bio stehende Philosophie nicht teilen. Die den gesetzlichen Bestimmungen dem Buchstaben nach folgen, einzig um das Güte-Siegel Bio zu erhalten. Vor dem Hintergrund versteht man besser, warum sich viele Biobauern den wesentlich strengeren Anforderungen der Erzeugergemeinschaften wie Demeter unterwerfen. Sie teilen die Philosophie dahinter.
Die Philosophie dahinter: Bio ist aktiver Umweltschutz
Schon von der ersten Stunde an ging es bei Bio vorrangig um Umweltschutz. Um eine ganzheitliche Landwirtschaft.
Bio ist oft regional, was die Transportwege verkürzt. Zumindest wenn man heimisches Gemüse oder Obst zur Erntezeit kauft. Produkte, die nach der Ernte ein halbes Jahr gekühlt gelagert werden müssen, haben unter Umständen eine schlechtere Energiebilanz, als solche die zur dortigen Erntezeit aus anderen Teilen der Welt eingeführt werden.
Auf Biohöfen herrscht ein Kreislauf. Man verzichtet auf Kunstdünger und verwendet natürlichen Dünger aus der Viehhaltung. Andererseits wird nicht mehr Vieh gehalten, als der Hof mit eigenem Anbau ernähren kann.
Unkraut wird von Biobauern nicht mit Giften sondern mechanisch vor der Aussaat mit der Egge entfernt. Viele Biobauern legen um ihre Felder herum Hecken an, Lebensraum und Schutzraum für Nützlinge. So wird die Ausbreitung von Schädlingen und Unkraut eingedämmt ohne der Umwelt zu schaden. Dabei geht es auch nicht darum Schädlinge auszurotten, sondern darum eine gesunde Balance zwischen Nützlingen und Schädlingen zu schaffen. Der Verzicht auf Pestizide kommt aber nicht nur deiner Gesundheit zugute, sondern auch der Umwelt. Das Prinzip der Fruchtfolge haben wir schon erwähnt. Es kommt auch dem Boden zugute und den Kleinlebewesen, die hier leben. So sind die Böden auf Biohöfen oft artenreicher und lebendiger.
In der konventionellen Massentierhaltung werden prophylaktisch Antibiotika gegeben, um die Tiere vor Krankheitserregern zu schützen. Das führt dazu, dass sich immer mehr Krankheitserreger anpassen und resistent gegen Antibiotika werden. Krankheitserreger, die auch den Menschen befallen können. Biovieh darf im Falle einer Infektion nur einmal mit Antibiotika behandelt werden. Das wird dokumentiert. Muss ein Tier ein zweites Mal mit Antibiotika behandelt werden, verliert es seinen Bio-Status.
Final kann man also durchaus festhalten, dass die Entscheidung für Bio weit mehr ist als eine gute Tat für deinen eigenen Körper. Es ist ein Statement wie wir mit unserer Umwelt umgehen wollen. Mit unserer Entscheidung für diesen Weg sagen wir so Einiges über uns und unsere Prioritäten aus.