Mitte des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass Menschen mit einem hohen Cholesterinspiegel besonders anfällig für Herzinfarkte und Schlaganfälle sind. Schnell waren Nahrungsmittel mit hohem Cholesteringehalt als Übeltäter ausgemacht: Eier, Butter und Fleisch.
Jahrzehntelang haben wir unser Frühstücksei nur mit schlechtem Gewissen gegessen. Aber sind Eier wirklich so gefährlich wie ihr Ruf?
Cholesterin im Blut kann Arterien verstopfen und so Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Deshalb wird es von vielen gefürchtet. Aber Cholesterin ist für unseren Körper ungeheuer wichtig. So wichtig, dass er 90% seines Cholesterinbedarfs selbst produziert und nur ein Zehntel durch Nahrung hinzugefügt wird, denn Cholesterin stabilisiert die Membranen der Körperzellen.
Neuere Untersuchungen haben weiter gezeigt, dass unser Körper den Pegel des Cholesterins im Blut selbst steuert. Wird eine große Menge Cholesterin durch Nahrung zugeführt, stellt er selbst weniger her und umgekehrt. Sprich: Nahrungsmittel mit hohem Cholesteringehalt erhöhen den Cholesterinspiegel nur geringfügig und vor allem nur kurzfristig.
Wenig später regelt der Körper durch Drosselung oder Erhöhung der Eigenproduktion den Cholesterinspiegel wieder auf den ihm gemäßen Pegel ein. Deshalb waren alle Versuche der Vergangenheit zum Scheitern verurteilt durch Vermeidung von cholesterinreicher Nahrung den Cholesterinspiegel zu senken.
Das gilt auch für Eier. Sie haben zwar einen hohen Cholesteringehalt, aber verändern dadurch deinen Cholesterinspiegel kaum. Umstritten sind noch gesättigte Fettsäuren. Da Eier aber nur wenig gesättigte Fettsäuren enthalten, kann für Eier auch hier eine Entwarnung gegeben werden. Nach dem Stand heutiger Forschung brauchst du also nicht auf dein Frühstücksei zu verzichten.
Was ist mit Butter und Fleisch?
Butter und Fleisch enthalten viele gesättigte Fettsäuren. Leider ist die Frage nach der Schädlichkeit von gesättigten Fettsäuren in Fachkreisen höchst umstritten. Die meisten Autoren halten gesättigte Fettsäuren für problematisch. 2014 werteten Forscher der University of Cambridge allerdings 70 Studien aus und veröffentlichten ihre Ergebnisse in Annals of Internal Medicine. Sie kamen zu entgegengesetzten Ergebnissen. Gesättigte Fettsäuren senkten sogar das Herzinfarktrisiko.
Die Gegenargumentation sieht so aus: Nur wenige gesättigte Fettsäuren erhöhen den Cholesterinspiegel überhaupt. Vor allem Laurinsäure, Myristinsäure und Palmitinsäure. Allerdings nicht nur das LDL-Cholesterin, das dafür sorgt, dass Cholesterin in die Zellen transportiert wird und als „schlechtes“ Cholesterin gilt, sondern auch das HDL-Cholesterin, das dafür sorgt, dass überschüssiges Cholesterin von den Zellen zurück zur Leber transportiert wird und als „gut“ gilt.
Für die Bewertung einer möglichen Gesundheitsgefährdung durch Cholesterin müssten HDL und LDL zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Die beiden erstgenannten gesättigten Fettsäuren verbesserten dieses Verhältnis sogar, da sie das „gute“ HDL stärker erhöhen als das LDL. Einzig Palmitinsäure erhöht das „schlechte“ LDL geringfügig stärker.
Gleichen sich damit die Effekte aus? Ob du Fleisch zu dir nimmst oder lieber Butter oder Margarine auf dein Brot streichst, musst du selbst entscheiden. Wie so oft gilt, dass man sich bei grundsätzlich abwechslungsreicher Ernährung generell weniger Gedanken machen muss und die Butter am Brot nicht besonders ins Gewicht fällt.