Wenn der Frühling langsam in den Sommer übergeht und ein süßlicher Duft in die Nase steigt, dann fällt der Blick sofort auf große Sträucher mit tausenden kleinen weiß-gelblichen Blüten. Die Rede ist vom Holunder oder wie wir in Österreich gerne sagen: Holler.
Es ist eine Pflanze, die uns zwei Mal im Jahr reichlich beschenkt und sagenumwoben ist. Wir haben die interessantesten Informationen über den Holunder gesammelt, die wir dir natürlich nicht vorenthalten möchten.
Erfahre in diesem Beitrag mehr über diese Pflanze, die nicht nur für Genuss sorgt, sondern auch heilende Wirkung hat.
Mythos Frau Holle
Bereits seit der Antike wird der Holunder verehrt. Seine heilende und schützende Wirkung wurde von den Kelten besonders geschätzt und so ranken sich zahlreiche Mythen um diesen Strauch.
So soll beispielsweise nie ein Blitz in die Pflanze einschlagen und vor allem Unheil schützen. Auch vor Schlangen und Hexen, wie man damals meinte. Wer den Holunderstrauch fällt, dem würde Leid und Krankheit drohen. Die germanische Göttin Holla liebte diesen Strauch und galt als Schirmherrin der Liebenden und als Fruchtbarkeitsgöttin.
Sie fand auch Einzug in Gebrüder Grimms Märchen als Frau Holle. Ob Aberglaube oder nicht, diese Pflanze ist häufig in der Nähe von Menschen zu finden und verzaubert uns jeden Frühsommer mit ihrem lieblichen Duft.
Weiße Blüten – Schwarze Beeren
Es gibt mehrere Arten des Holunders, doch für den Verzehr geeignet ist nur der Schwarze Holunder. Dabei handelt es sich um einen stark verzweigten Strauch oder Baum, der bis zu 11 m hoch werden kann und in Mitteleuropa sehr häufig vorkommt.
Ein Sprichwort besagt: „Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte.“ Der schwarze Holunder hat eine kurze Blütezeit von Mai bis in den Juli hinein und bildet bis zu 30cm große Schirmrispen mit kleinen weißlich-gelben Blüten, die einen unverwechselbaren, leicht süßlichen Geruch verströmen.
Im August bzw. September bildet der Strauch anfangs rote, später schwarze Früchte aus, die wie kleine Beeren aussehen, bei denen es sich aber um Steinfrüchte handelt. Während die Blüten ungiftig sind und als Saft, zu Süßspeisen oder zur Trocknung für Tee geeignet sind, sind die Früchte unreif und roh giftig und können zu Verdauungsbeschwerden bzw. bei zu hoher Dosierung bzw. Vorerkrankungen gar bis zum Tod führen.
Ihr Gehalt an verschiedensten cyanogenen Glykosiden führt zu dieser Reaktion. Durch Erhitzung zerfallen diese Zuckerverbindungen, die Früchte werden bekömmlich und sind für die Weiterverarbeitung nun bestens geeignet. Aus den „Holunderbeeren“ kann man Marmelade, Röster oder Saft herstellen.
Heilmittel, Färbemittel, Lebensmittel
Holunder wird aufgrund seiner Eigenschaften vielseitig eingesetzt:
- Bereits seit der Antike wird die Pflanze als Heilmittel verwendet. Blüten, Rinde und Beeren wirken gegen Erkältung, bei Nieren- oder Blasenleiden und finden auch heute noch zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems Anwendung.Die Blüten werden gerne als Tee zubereitet und lindern Magenbeschwerden. Als ätherisches Öl wirkt es schweißtreibend und schleimlösend und kann bei grippalen Infekten eingesetzt werden.Zusätzlich wirken die Inhaltsstoffe der Pflanze antioxidativ und schützen so die Zellen vor freien Radikalen, die vor allem bei Stress und Krankheit, als auch durch den Alterungsprozess entstehen.
- Die Beeren wurden früher aufgrund ihres violetten Farbstoffs in der Schale zum Färben von Haaren und Leder verwendet. Mit dem Saft färbte man auch Rotwein ein, um ihm eine kräftig rote Farbe zu verleihen.
Heutzutage gewinnt Holunder in der Lebensmittelindustrie als natürliches Färbemittel für Süßwaren und Molkereiprodukten zunehmend an Bedeutung.
- Holunder wächst wild in ganz Mitteleuropa, große Anbauflächen finden sich vor allem in der Oststeiermark. Aus den Blüten wird der allseits beliebte Holunderblütensirup hergestellt.Dabei werden die Blüten für mehrere Tage in einer Zuckerlösung eingelegt, um das typische Aroma an die Lösung abzugeben, danach gefiltert und in Flaschen abgefüllt. So kann man den Geschmack des Holunders bei dunkler, kühler Lagerung bis zu einem Jahr konservieren.Je nach Zuckergehalt und Lagerbedingungen sogar noch darüber hinaus. Die Früchte werden zu Gelee, Mus, Marmelade, Wein und, mit anderen Obstsorten vermischt, zu Saft weiterverarbeitet.
So schmeckt der Sommer
Holunderblüten sind DER Geschmack des Frühsommers! Als Sirup kann man ihn das ganze Jahr über genießen.
Frische Holunderblüten gibt es nicht zu kaufen, man kann sie nur selbst vom Strauch pflücken, da sie nicht lange haltbar sind. Sie sollten daher sofort nach dem Pflücken verarbeitet werden.
Dabei empfiehlt sich ein trockener Tag, an dem man die Blütenschirme einzeln sammelt, von Insekten befreit und rasch verarbeitet.
Holunderblütensirup selber machen
Zubereitung für ca. 1,5l Sirup:
- 750ml Wasser
- 25-30 Holunderblütenschirme
- 1 kg Zucker
- 1 BIO-Zitrone
Zubereitung:
- Holunderblütenschirme von Insekten und Schmutz befreien.
- Zitrone waschen und in Scheiben schneiden.
- Zucker und Wasser in einem großen Topf aufkochen, sodass sich der Zucker völlig auflöst und die Flüssigkeit klar ist.
- Topf vom Herd nehmen, Holunderblütenschirme und Zitrone zufügen, umrühren und zugedeckt ca. 24-48 Stunden an einem kühlen Ort ziehen lassen.
- Anschließend durch ein feines Sieb oder Passiertuch in einen anderen Topf abgießen und die Flüssigkeit nochmals kurz erhitzen.
- Den heißen Sirup in sterile Flaschen abfüllen, verschließen und kühl und dunkel aufbewahren. Nach dem Öffnen der Flasche rasch verzehren.
Da Holunderblütensirup über einen hohen Zuckeranteil verfügt, sollte man ihn als Erfrischungsgetränk im Verhältnis von mindestens 1:8, also 1 Teil Sirup und 8 Teile Wasser mischen, und nur gelegentlich trinken.
Doch der Sirup lässt sich auch wunderbar zum Süßen von Speisen verwenden und verleiht manchen Gerichten das holundertypische Aroma. So kann man beispielsweise ein fruchtiges Frühstück oder ein sommerliches Dessert mit dem Geschmack des Holunders bereichern.
Erdbeer-Holunder-Smoothie-Bowl mit Müsli
Zutaten für 2 Portionen:
- 250g Naturjoghurt
- 250g gefrorene Erdbeeren
- 100g Müsli nach Wahl
- 50g frische Erdbeeren
- 30ml Holunderblütensirup
Zubereitung:
- Frische Erdbeeren waschen, das Grün entfernen und in Scheiben schneiden.
- Die gefrorenen Erdbeeren zusammen mit dem Naturjoghurt und dem Sirup in einen Standmixer füllen und cremig pürieren.
- Den Smoothie-Mix in zwei Schalen füllen und mit dem Müsli und den frischen Erdbeeren garnieren.
Holunderblüten-Panna-Cotta mit Beeren
Zutaten für 4 Portionen:
- 250ml Milch
- 250ml Schlagobers
- 150g Frische Beeren
- 50ml Holunderblütensirup
- 3 Blatt Gelatine
Zubereitung:
- Gelatine in kaltem Wasser einweichen.
- Milch, Schlagobers und Holunderblütensirup in einem Topf kurz aufkochen. Die Gelatine ausdrücken, zufügen und unter ständigem Rühren vollständig auflösen.
- Die lauwarme Panna Cotta in 4 Gläser füllen und im Kühlschrank 3-4 Stunden durchkühlen lassen.
- Die Beeren waschen, verlesen und die gekühlte Panna Cotta damit garnieren.
Der Geschmack des Holunders ist typisch für den Sommer und lässt sich auf verschiedenste Arten fürs ganze Jahr konservieren. Zu Beginn des Sommers werden die weiß-gelblichen Blütenschirme mit ihrem typisch süßlichen Duft vorwiegend für die Herstellung von Sirup verwendet oder für Tee und Dampfbäder getrocknet.
Im Spätsommer werden die Früchte geerntet und zu Mus, Marmelade und gemeinsam mit anderen Früchten zu Saft weiterverarbeitet. Holunder ist gesund, hat heilende Eigenschaften und wird vor allem bei Erkältungs- und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.
Zudem wird auch das Herz-Kreislauf-System gestärkt. Es lohnt sich also doppelt, Holunder in der Küche einzusetzen und somit nicht nur Gerichten das Aroma des Sommers zu verleihen, sondern auch der Gesundheit Gutes zu tun.
Holunderblütensirup ist großzügig verdünnt mit Wasser ein schmackhaftes Erfrischungsgetränk fürs ganze Jahr, wobei man hier aufgrund des hohen Zuckergehalts auf die Menge achten sollte. Als Süßungsmittel verleiht der Sirup so mancher Speise eine besondere Geschmacksnote.
Mit unseren Rezeptideen möchten wir dir eine Möglichkeit bieten, Holunderblütensirup nicht nur als Erfrischungsgetränk einzusetzen. Lass dich von Frau Holle verzaubern und den Geschmack des Sommers ganzjährig genießen.